Text von Maximilian Klein
Man gönnt sich viel zu selten etwas als Student.
Da bin ich wohl die Ausnahme. Wenn am Monatsende der Studienkredit auf meinem Konto verbucht ist, wird es versaut.
Neulich an Halloween im besser sortierten Supermarkt: überall Kids, die sich bereit machen für einen Abend voller glorreichem Komasaufen. Wer soll es ihnen verübeln?
Ich sicher nicht. Mit forschendem Blick und knurrendem Magen schwebe ich weiter
durch die kilometerlangen Regale. Immer wieder bin ich fasziniert davon, wie viel verschiedene Joghurtsorten und Zahnbürsten es gibt. Und wie viele Menschen mit zu viel Auswahl nicht klar kommen, was die Ansammlung an Individuen vor den Produkten lebhaft demonstriert.
Mit gerunzelter Stirn gehe ich vorbei an Fünf-Kilogramm-Fleisch-Sonderangeboten, eingeschweißt, mit Neonpreisschild auf dem 2,99 Euro steht.
Vorbei an Fertigpasta-Saucen und Mikrowellen-Essen. Sattmacher – von Nahrung mag ich nicht sprechen – die ich selbst gestern mit fünf Euro auf dem Konto nicht in Erwägung gezogen hätte. Plötzlich erscheint von irgendwo ein Licht – Hoffnung und Erlösung für Magen und Auge: die Fischtheke.
Und mitten darin ein wirklich hässlicher Geselle. Mit grotesk aufgerissenem Maul und bräunlicher Haut glotzt mich der Teufel persönlich an. Gebettet auf Eis. Ein Seeteufel. Wie wunderbar denke ich mir. Was für ein Wesen. Hier und heute ist kein vorbeikommen. Das muss sein. Einer der edelsten Fische der Erde mit dem Aussehen eines Bösewichts aus einer Marvel Comic-Verfilmung. Der wird gegessen. Heute Abend wird mein Gaumen vom Seeteufel entjungfert. 100 Gramm für 3,69 Euro. Um ein anständiges Essen daraus zu zaubern, brauche ich 250 Gramm. Also, ran an den Studienkredit, lang lebe die KfW.
Zuhause geht’s dem Teufel an die Flosse. Die Haut des Fisches fühlt sich glitschig und zu gleich sehr fest an. In der Mitte ist ein ziemlich harter Knochen: das Rückgrat.
Beim Seeteufel ist es essentiell zu wissen, dass nur die Schwanzflosse essbar ist.
Doch die hat es in sich. Gerade bei edlen Meereswesen, bin ich Geschmackspurist. Kaum Gewürze, wenig Salz und nur Butter oder Olivenöl. Am besten frisch von unseren Nachbarn - den Griechen. Aber das aus dem Supermarkt tut es auch.
Da das Fleisch eine sehr kräftige Konsistenz hat, kann man es wie ein Steak behandeln: Öl in der Pfanne heiß werden lassen, dann kurz und scharf anbraten.
Rund eine Minute von jeder Seite. Danach in Alufolie einwickeln und für zehn Minuten ab damit in den vorgeheizten Backofen bei 80 Grad. Wenn man möchte, kann man ein bis zwei hauchdünne Scheiben Knoblauch und ein Mü Butter dazu geben. Das Fleisch wird sich mit beidem vollsaugen und einen grandiosen Geschmack entwickeln. Jetzt auf einen Teller geben. Dazu warmes Baguette und ein Glas trockenen Weißwein, um den Gaumen zum Orgasmus kommenzulassen. Bon Appetit.
Man gönnt sich viel zu selten etwas als Student.
Da bin ich wohl die Ausnahme. Wenn am Monatsende der Studienkredit auf meinem Konto verbucht ist, wird es versaut.
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| Seeteufel von wikipedia.es |
Ich sicher nicht. Mit forschendem Blick und knurrendem Magen schwebe ich weiter
durch die kilometerlangen Regale. Immer wieder bin ich fasziniert davon, wie viel verschiedene Joghurtsorten und Zahnbürsten es gibt. Und wie viele Menschen mit zu viel Auswahl nicht klar kommen, was die Ansammlung an Individuen vor den Produkten lebhaft demonstriert.
Mit gerunzelter Stirn gehe ich vorbei an Fünf-Kilogramm-Fleisch-Sonderangeboten, eingeschweißt, mit Neonpreisschild auf dem 2,99 Euro steht.
Vorbei an Fertigpasta-Saucen und Mikrowellen-Essen. Sattmacher – von Nahrung mag ich nicht sprechen – die ich selbst gestern mit fünf Euro auf dem Konto nicht in Erwägung gezogen hätte. Plötzlich erscheint von irgendwo ein Licht – Hoffnung und Erlösung für Magen und Auge: die Fischtheke.
Und mitten darin ein wirklich hässlicher Geselle. Mit grotesk aufgerissenem Maul und bräunlicher Haut glotzt mich der Teufel persönlich an. Gebettet auf Eis. Ein Seeteufel. Wie wunderbar denke ich mir. Was für ein Wesen. Hier und heute ist kein vorbeikommen. Das muss sein. Einer der edelsten Fische der Erde mit dem Aussehen eines Bösewichts aus einer Marvel Comic-Verfilmung. Der wird gegessen. Heute Abend wird mein Gaumen vom Seeteufel entjungfert. 100 Gramm für 3,69 Euro. Um ein anständiges Essen daraus zu zaubern, brauche ich 250 Gramm. Also, ran an den Studienkredit, lang lebe die KfW.
Zuhause geht’s dem Teufel an die Flosse. Die Haut des Fisches fühlt sich glitschig und zu gleich sehr fest an. In der Mitte ist ein ziemlich harter Knochen: das Rückgrat.
Beim Seeteufel ist es essentiell zu wissen, dass nur die Schwanzflosse essbar ist.
Doch die hat es in sich. Gerade bei edlen Meereswesen, bin ich Geschmackspurist. Kaum Gewürze, wenig Salz und nur Butter oder Olivenöl. Am besten frisch von unseren Nachbarn - den Griechen. Aber das aus dem Supermarkt tut es auch.
Da das Fleisch eine sehr kräftige Konsistenz hat, kann man es wie ein Steak behandeln: Öl in der Pfanne heiß werden lassen, dann kurz und scharf anbraten.
Rund eine Minute von jeder Seite. Danach in Alufolie einwickeln und für zehn Minuten ab damit in den vorgeheizten Backofen bei 80 Grad. Wenn man möchte, kann man ein bis zwei hauchdünne Scheiben Knoblauch und ein Mü Butter dazu geben. Das Fleisch wird sich mit beidem vollsaugen und einen grandiosen Geschmack entwickeln. Jetzt auf einen Teller geben. Dazu warmes Baguette und ein Glas trockenen Weißwein, um den Gaumen zum Orgasmus kommenzulassen. Bon Appetit.